Die Geburt des eigenen Kindes.
Für viele der schönste Moment.
Auch für meine Klientin Nicole erfüllte sich damit ein sehnlichster Wunsch.
Nachdem sie jahrelang Zeit und Energie der Karriere gewidmet hatte, war nun das Kind das krönende Geschenk.
Doch dieses wundervolle Ereignis zeigte auch bald seine Kehrseite.
Während Nicole früher nur ihren Chef zufriedenstellen musste, schlitterte sie nun in einen Alltag, der niemals Feierabend hatte.
Als auch ihr zweites Kind im Kindergarten war, kehrte sie in ihren Beruf zurück.
Spätestens jetzt wurde ihr Leben zum Spießrutenlauf. Zwischen Abgabe-Terminen, Hausaufgaben und Familienglück.
Doch auf Nicole ist Verlass.
Mit Engagement und Tatkraft stellte sie ein perfektes Networking unter Mütter auf die Beine, organisierte den Alltag und am Wochenende Familienausflüge.
Natürlich gab es den Erwartungsdruck im Büro. Die mangelnde Zeit für sich selbst. Und die ständige Sorge, ob sie wohl eine gute Mutter sei.
Aber Nicoles Devise heißt: Ich schaffe das!
Nun saß sie bei mir, sichtlich erschöpft, den Tränen nah.
Seit einiger Zeit überkommen sie Ängste- nichts Konkretes, doch sie wundert sich über diese Veränderung. Auch, dass sie so weinerlich und oft unsicher ist, sind völlig neue Facetten an ihr.
Sie muss etwas ändern, soviel steht fest.
Sie möchte ihre alte Performance zurück.
Was (nicht nur) Mütter erschöpft
Hinter zwei Dritteln aller Fälle von Burnout liegen Anzeichen von Angst- und Depressions-Symptomen verborgen. Viele schlafen schlecht, haben körperliche Beschwerden ohne erkennbaren Grund.
All das sind Anzeichen, dass sich der Betroffene selbst überfordert hat und in eine Sachgasse geraten ist.
Nicole ist klug.
Denn je früher man eine professionelle Unterstützung sucht, desto eher bilden sich die gezeigten Symptome wieder zurück.
Erfolgt eine angemessene Intervention zu spät, können sich die Symptome zu einer ausgewachsenen Depression oder Angststörung steigern. Wer den Ernst der Lage erkennt, kann rechtzeitig gegensteuern.
Doch wo ist Nicole vom gesunden Weg abgekommen?
Was ist der Grund und wieso jetzt?
Ihr Weg in die Überforderung
Der Weg ist lang – weit länger, als die Burnout-Anwärter vermuten. Ihre Ursprünge reichen oft weit in die Kindheit zurück.
Denn in Situationen, die sich später als potentielle Auslöser entpuppen, werden Muster reaktiviert, die früh im Leben gelernt wurden.
Genau wie heute, erleben sich nun Betroffene genau wie damals überfordert und hilflos und in ihrer Rolle gefangen.
Erkennst du allerdings dein eigenes Muster, ist es ein nächster Schritt, diese inneren Prägungen zu verändern.
Dafür braucht es den Blick auf die Entstehungs-Geschichte und wie wir innerlich gestrickt sind. Nicole erlebte es so:
1. Die perfekte Mutter
Äußerlich läuft ihr Leben am Schnürchen: immer wirkt sie freundlich, aktiv und hilfsbereit. Ihre zwei Kinder sind persönlich ihre Nummer eins. Sie greift unter die Arme, wo sie kann: im Elternbeirat, bei Vorführungen, für Spielnachmittage. Selten schlägt sie einen Wunsch ab. Nicole scheint perfekt: Sport, Kinder, Familie und Beruf, alles hat sie im Griff.
Ihre Devise: Das ist doch gar kein Problem!
2. Das Körnchen im Getriebe
Sie macht sich Sorgen: Paul sackt in der Schule ab. Keiner versteht es, er war immer so gut und selbstständig. Sie konsultiert Lehrer und Nachhilfe. Zusätzlich bemüht sie sich im Büro früher fertig zu sein, damit sie eher zu Hause ist. Dann hat sie Paul besser im Blick. Jetzt ist sie als Mutter gefragt und muss die Sache in die Hand nehmen.
Typische Gedanken: Das bekommen wir hin, ich mache das!
3. Die Wattzahl wird erhöht
Was sich bei ihr immer bewährt hat, funktioniert jetzt auch: hoch engagiert, erhöht sie ihr Pensum um die Lage in den Griff zu bekommen. Lange Gespräche mit Paul, seinen Lehrern – am Wochenende lernen sie gemeinsam. Ihr Job macht ihr zwar ein schlechtes Gewissen, aber da kann sie nicht ausfallen. Es wäre für die Kollegen nicht fair, die will sie nicht hängen lassen oder möchte nicht, dass schlecht über sie geredet wird. Es ist ja nur vorübergehend… Diese Strategie kostet zwar Kraft, gibt ihr aber auch Sicherheit.
Typische Gedanken: Nichts gefährden! Ich gebe alles.
4. Das Ziel wird nicht erreicht
Sie ahnt, dass ihre Bemühungen nicht fruchten. In ihr schlagen jetzt zwei Seelen, ihr Dilemma wächst. Körperlich ist sie zwar im Büro anwesend, aber ihre Gedanken kreisen ständig um Paul. Sie beruhigt sich dadurch, dass sie in jeder Pause Pauls Nummer wählt. Ihr Spagat wird immer größer, es allen recht machen zu wollen.
Typische Gedanken: Beiß die Zähne zusammen.
5. Die Akkus werden angezapft
Dieser Stress kostet Kraft. Sie verliert ihre Souveränität. Es fällt ihr immer schwerer freundlich und besonnen zu reagieren. Es unterlaufen erste Fehler im Büro. Das ist neu. Dass ihr bloß keiner etwas anmerkt – wie schnell wäre sie austauschbar. Abends fällt sie matt und erschöpft auf die Couch. Zeit und Muße für Sport oder Freunde zu treffen hat sie gerade gar nicht. Was sollte sie da erzählen? Sie zieht sich zurück in der Hoffnung aufzutanken.
Typische Gedanken: Dafür habe ich jetzt keinen Nerv. Ich muss weiter machen!
6. Der Selbstzweifel nagt
Was immer sie sagt und tut, Paul verweigert immer öfter die Schule. Zunächst meldet sie ihn krank, das wird sich geben. Das tut es aber nicht… Sie springt zwischen Job und zu Hause hin und her. Natürlich hat sie sich an einige Stellen gewandt, die Paul unterstützen können. Ohne Erfolg. Ihr Schuldgefühl wächst: „Was habe ich nur falsch gemacht? Bin ich eine schlechte Mutter gewesen?“ Diese Vorwürfe zermürben ihr Selbstvertrauen zutiefst. Ihr Kopf kommt kaum noch zur Ruhe. Selbst kleine Belastungen machen ihr Angst.
Typische Gedanken: Habe ich auf ganzer Linie versagt?
7. Ich schaffe es nicht mehr
Immer wieder spürt sie deutlich Ängste und das Gefühl nichts mehr wie früher hinzubekommen. Es fühlt sich an wie ein Teufelskreis. Ihre Gedanken werden fahrig. Es breitet sich ein tiefes Gefühl der Wertlosigkeit aus. Offenbar schafft sie es nicht, nicht geschafft zu haben, was sie von sich erwartet hat. Kein Wunder, sie hat die „wichtigsten Sachen“ nicht mehr im Griff. Ihre Vorstellungen zerschellen wie an einer Felswand.
Was bei Nicole in eine depressive Stimmung führt, kann bei anderen chronische Schlafprobleme, Magenschmerzen, Rückenleiden etc. sein. Der Körper zeigt ihr ein Stopp-Schild.
Typische Gedanken: Ich kann nicht mehr.
Nicols nächster Schritt
Vielen gestressten Menschen wird geraten, besser für sich zu sorgen.
Sie sollen ihre körperlichen Grenzen erkennen und achten. Sie sollen für ausreichend Schlaf und Erholung sorgen.
Auch Bewegung tut gut oder gesunde Ernährung.
Alles richtig, alles wünschenswert.
Doch genau diese hilfreichen Empfehlungen fallen Nicole schwer.
Denn, wie alle Burnout-Kandidaten, kann sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur nur schwer „alle fünfe gerade sein lassen“.
Das ist kein individuelles Versagen.
Sondern zunächst nur die Rückmeldung, warum sie ihre persönlichen Bedürfnisse so lange kaum berücksichtigt hat.
Neigst du selbst zu dieser Spezies?
Dann wird dir ein weiter-rasen erst einmal nicht helfen. Denn du hast das Wichtigste übersehen.
Die Ursache, die dich dahin geführt hat, dass es dir heute so geht.
Wenn du, wie Nicole, lernen möchtest, entspannter zu leben, dann beherzige zwei Dinge:
- was dich stresst
- wie du in dir Stress erzeugst.
Klingt ungewöhnlich?
Nicole fand Antworten darauf.
Die Fragen dazu findest du hier.
Oder aber, schau in unser Video „Stresskompetent“. Auch da findest du Antworten, die dich weiter bringen.
Welche Antwort suchst du?
Lass es mich wissen, hier in den Kommentaren!
Du weißt ja, mit MUT fangen die schönsten Geschichten erst an.
Deine Bea