Zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf…lange Zeit galten diese Stressfaktoren als zentrale Ursachen für Burnout. Doch in meiner Arbeit mit Menschen unterliegen Probleme niemals einem einfachen Ursache-Wirkungs-Prinzip. Es gibt nicht den EINEN Auslöser für Burnout. Dahinter steckt meist ein ganzer Rattenschwanz an Konflikten – sowohl innerer als auch äußerer. Wie diese Konflikte entstehen, warum sie die körperliche und geistige Erschöpfung fördern und wie du sie auflösen kannst, erfährst du hier.
Welche Berufe sind besonders gefährdet?
Mutter, Manager oder Marketing Creator? Wer glaubst du, ist am meisten von Stress-Symptomen betroffen? Dass der Beruf zum Burnout führen kann, daran zweifeln die wenigsten. Die folgende Studie zeigt, welche beruflichen Tätigkeiten besonders von Burnout betroffen sind:
Das Top-Ten-Ranking der Burnout-Studie
1. Ärzte in der Notaufnahme
2. Alleinerziehende Hausfrau mit drei Kindern
3. Lehrer in der Mittelstufe
4. Händler an der Börse
5. Im Licht der Öffentlichkeit lebende Popstars
6. Polizisten auf Streife
7. Vorstandsvorsitzende großer Banken
8. Finanzminister der Europäischen Union
9. Fußballtrainer in der Bundesliga
10. Jobvermittler beim Arbeitsamt
Ist das Berufsfeld nun als Ursache für Burnout zu sehen? Was ist der gemeinsame Nenner dieser Liste?
Der Konflikt als Ursache für Burnout
Ein ursächliches Kriterium für Burnout, ist ein Konflikt.
Jeder Geschichte liegt ein Konflikt zugrunde. Ohne Konflikt, keine Story. Stell dir Geschichten in Büchern, in Filmen oder in Sagen vor: Immer geht es darum, einen Konflikt zu lösen: es geht um böse Stiefmütter und um Drachen. Wenn es am Ende anders ausgeht, als erhofft, sind wir enttäuscht. Oft muss der Protagonist ein Ziel erreichen und zahlreiche Hindernisse überwinden. Je schwieriger sie zu überwinden sind, je größer die Zerrissenheit, desto stärker die „Story“. Der Held ist der, der ihn besteht. Und genau hier liegt der Auslöser für die Entstehung eines Konflikts:
Konflikte entstehen,
- wenn zwei Menschen das Gleiche wollen – allerdings zu unterschiedlichen Bedingungen. Dann treibt der äußere Konflikt das Geschehen an. Held und Gegner stehen sich gegenüber.
- wenn ein Mensch etwas will und es nicht erreichen kann. Dabei ist der innere Konflikt mit einem Bedürfnis des Helden verbunden. Er ist innerlich zwiegespalten zwischen Wunsch und Realität. Er weiß, dass er etwas ändern muss, um zu bestehen. Weiß aber nicht wie.
Der innere & äußere Konflikt beim Burnout
Übertragen wir diese Choreografie auf Mütter, Manager oder den Marketing Creator finden sich Parallelen.
Denn die Betroffenen engagieren sich für Ziele, die in der heutigen Welt kaum erreichbar sind. Sie sind dauerhaft bestrebt, Erwartungen zu erfüllen, die sich oftmals widersprechen: Vieles ist gleichzeitig wichtig, nichts möchte man abschlagen, jedem gerecht werden. Und natürlich perfekt sein. Eine hohe Belastung und leider auch unerreichbare Vorgabe. Erfüllt sich diese Hoffnung nicht, erleben die Betroffenen Druck, der in einer Totalblockade enden kann.
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Stress, Überforderung…Druckauslöser gibt es zu Hauf.
Doch die beiden wahren Kerne dieses erlebten Drucks und der Erschöpfung sind Konflikte im Inneren und Äußeren:
1. Der strukturelle Konflikt bei Burnout
Denken wir nur an die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice, mit der vor allem berufstätige Eltern während Corona zu kämpfen hatten. Beruflich beuteln uns fehlende Priorisierung, unklare Führungsstrukturen und ein Overload an Neuem und Wandel. Begleitet werden diese Strukturen durch Konkurrenz unter Kollegen, zu viele Aufgaben und mangelndes Verständnis von außen. Aber vor allem durch enge Zeitfenster, Überlastung und fehlende Selbstbestimmung. Verschaffe dir einen Überblick, ob es in deinem Berufs-Umfeld mögliche Auslöser für deine Erschöpfung gibt: hier findest du die größten Risikofaktoren.
2. Der persönliche Konflikt bei Burnout
Der innere Konflikt spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Burnout.
Bei diesem Konflikt geht es v.a. um die persönlichen Einstellungen und Reaktionsmuster. Um den Glauben an ein Multi-Tasking, um Perfektionismus, ein unrealistisches Selbstbild, das gnadenlos sein Maximum fordert und kein Scheitern duldet. Nein-sagen ist für diese Menschen keine Option. Weder die erschöpfte Mutter noch ein Manager können sich ein „Nein“ leisten. Zumindest glauben sie das. Die Betroffenen wollen der vermeintliche „unbesiegbare“ Held in ihrer Story bleiben, der keine Angst zeigt und alle Hindernisse mit Bravour überwindet. Dabei fehlt die Bereitschaft, sich zu den eigenen Grenzen zu bekennen und sich selbst wirksam zu entstressen.
Anwärter für Burnout leben dauerhaft in solchen Spannungsfeldern:
Unbewusst wollen die Betroffenen allem und allen gerecht werden. Gleichzeitig wollen sie sehr wohl die Tagesziele priorisieren, um auf nichts zu verzichten und die Zeit bestens zu nutzen. Beides lässt sich schwer vereinbaren. Am Ende bleibt angesichts einer negativen Tagesbilanz meist nur ein mangelndes Selbstwertgefühl übrig („Nicht mal das bekomme ich hin!“). Das kann so weit gehen, dass die Betroffenen sich selbst und ihr Leben grundsätzlich in Frage stellen. Ihre Lage scheint aussichtslos, da sich dieses Dilemma nicht lösen lässt.
Solche persönlichen und äußeren Konstellationen findest du quer durch ALLE Berufssparten, Geschlechter und Altersgruppen. Von Burnout kann jeder betroffen sein.
Der Weg aus dem Burnout: Selbstbeobachtung
„Bevor du dich nun also auf das nächste „ich sollte…“-Ziel stürzt, wie wäre es einmal mit inne-halten“?
Wenn du es eilig hast, geh langsam.
Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg (aus Japan)
Innehalten bedeutet zu lernen, dir selbst und deinen Gefühlen zuzusehen. Stelle dir folgende zwei Fragen:
- Ist das gerade sinnvoll, was ich hier tue?
- Was kann ich anders tun?
Mit diesem ersten Schritt tastest du dich an deine persönliche Alltags-Dynamik heran. Diese Dynamik wird durch 3 Zahnrädchen am Laufen gehalten:
1. deine äußere Welt,
2. deine innere Welt
3.deine Beziehungs-Kultur.
Deine Selbst-Beobachtung ist der zentrale Wendepunkt.
Nur so kannst du langfristig eine Erkrankung am Burnout-Syndrom vermeiden. Ohne Erkenntnis, keine Lösung. In der klassischen Geschichten-Erzählung würde man diesen Moment als „den Wendepunkt“ der Geschichte bezeichnen. Und wie anfangs so oft, weigert sich der Held zunächst. Er glaubt, das sei überflüssig, er müsste sein Ziel schneller erreichen. Er sei nicht geeignet oder kann aus anderen Gründen nicht aufbrechen. Allerdings verpasst er damit die Chance, eine neue Geschichte zu schreiben und ein wahrer Held zu werden.
Lass uns also aufbrechen und uns deiner Geschichte zuwenden:
Das 1. Rad – deine äußere Welt
Ein wesentlicher Faktor, der eine Erkrankung am Burnout-Syndrom begünstigen kann, ist die äußere Welt. Sie ist oft einfach zu benennen: zu viele Termine, zu viel Arbeit, ein unstrukturierter Chef, fehlende Unterstützung oder ungeplante Störfaktoren.
Was ist es bei dir?
- was stresst dich in deiner Situation am meisten?
- Was ist davon veränderbar? Anstatt die Arbeit zu kündigen (was oft gar nicht möglich ist), wäre vielleicht ein offenes Gespräch eine Möglichkeit?
- Was erscheint von außen betrachtet zu viel?
- Wem oder was schenkst du viel Bedeutung und Zeit?
- welche Umstände könntest du mit mehr Gelassenheit sehen, um dich vielleicht später darum zu kümmern?
- wo erfüllst du fremde Erwartungen (z.B. gegenüber Vorgesetzten und Kollegen), die dich auspowern?
- Welche Aufgaben machen dir gar keinen Spaß? Wo quälst du dich sogar?
- Wo könntest du dein Umfeld angenehmer gestalten, mehr Spaß oder erfreuliche Momente einbauen?
Das 2. Rad – deine innere Welt
Die Probleme, wenn du bereits unter Anzeichen von Burnout leidest, liegen allerdings oft nicht in der äußeren Welt. Es ist nicht der Arbeitsdruck, die finanzielle Situation oder der fehlende Ausgleich allein. Sicher sind äußere Faktoren gegeben, doch haben wir nicht auch die Wahl, damit umzugehen? Wir kommen also gar nicht umhin, auch einen Blick auf uns selbst zu werfen. Diese Empfehlung hört mancher nicht gern. Weil es viel leichter ist, die Schuld für die eigenen Beschwerden den Umständen zuzuschreiben. Der Nachteil ist allerdings: Du kannst an den äußeren Umständen nur begrenzt etwas ändern. Lass uns den Moment für diese Fragen nutzen:
- welche Werte prägen dein (Familien)-Leben? Ist dir vor allem Verantwortung, Leistung, Ordnung, Erfolg, Stärke, Rücksicht, Loyalität …wichtig?
- wie gut reflektierst du dich selbst?
- woraus ziehst du den größten Selbstwert? Aus dem, was du tust oder daraus, wie du bist?
- musst du immer dein Bestes geben, um dir keine Vorwürfe zu machen? Quälst du dich häufig mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen?
- wie wichtig ist dir Anerkennung?
- kennst du deine Bedürfnisse? Lebst du sie?
- gelingt es dir gut, deine Gefühle wahrzunehmen und auch zu steuern?
- wie gelingt es dir, deine Gedanken zu beruhigen?
- kannst du dich nach oder auch während eines stressigen Tages immer wieder gut in Balance bringen?
- arbeitest du klar und fokussiert oder eher fahrig und verzettelt?
- pflegst du eher eine mechanische Sicht auf dich selbst: wenn du nicht funktionierst, musst du eben schnellstens wieder auf die Beine kommen? Egal zu welchem Preis?
- sind 100% für dich die gültige Marge? Drunter ist ein Zugeständnis eher der Ausnahmefall?
Oft sind uns unsere inneren Mechanismen gar nicht bewusst, weil sie uns schützen wollen.
Wir greifen bei Stress und Überforderung auf Überlebensmuster zurück, die vor langer Zeit in Kindheit und Jugend gelernt wurden. Diese Antworten selbst zu entlarven, kann schwierig sein. Sehe sie als einen Impuls und denke ggf. darüber nach, auch externe Personen einzubeziehen.
Das 3. Rad: Deine Beziehungen
Wer viel im Außen ist und für andere tut, verliert sich selbst.
Eine betroffene Klientin beschreibt die Beziehung zu sich und ihrem Umfeld so: „Es war wichtig, mich selbst erst einmal geistig, körperlich und mental in einen positiveren und energievolleren Zustand zu bringen. Erst danach ist man wirklich fähig, sich auf die Suche zu machen: nach sich selbst und seiner eigenen, wahren Identität, seinen Träumen und, seiner Passion. Nur so kann man am Ende fast automatisch auch seine Beziehungen auf ein ganz neues Level bringen.“ Es ist der Kontakt zu sich selbst, aber auch, in welchem Kontakt wir zu unserem Umfeld stehen.
Die meisten Burnout gefährdeten Menschen leben in Beziehungen, die mit reichlich Konfliktpotential geladen sind. Anstatt Austausch, Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung zu erfahren, fühlen sie sich wie Einzelkämpfer. Kämpfer, die täglich gegen Windmühlen antreten. Einige entdecken dann für sich, besser nachzugeben. Sie raufen sich zusammen und machen jede Menge fauler Kompromisse, weil sie wenig Sinn darin sehen, für sich selbst einzustehen. Andere ermüden im ständigen Streit und ermatten im Modus „Dienst nach Vorschrift“. Wie ist es bei Dir in diesem Punkt?
- Wie geht es dir, wenn du dem Chef oder den Lieben zu Hause gegenüber etwas ablehnen musst?
- Verleugnest du oft deine Grenzen oder stellst wohlmöglich keine auf? Vielleicht kennst du sie nicht einmal. Klingt ein „ich kann nicht“ für dich nach einer Niederlage, die ein schlechtes Gewissen nach sich zieht?
- Gehst du wohlwollend mit dir um oder eher streng?
- Kannst du dir leicht Fehler verzeihen?
- Fällt es dir leicht, nach Hilfe zu fragen? Oder ist das eher ein Eingeständnis von Schwäche?
- Bist du dir bewusst, wie es dir geht oder rast du eher durch den Tag?
- Fällt es dir leichter anderen, als dir selbst zu helfen?
- Wie gehst du mit Konflikten um?
- Wem gegenüber solltest du dich mehr durchsetzen und Grenzen zeigen?
Erschöpfung als Wendepunkt
Am liebsten mag ich Geschichten mit einem Happy End!
Der Held findet das, wonach er so sehnlichst sucht und gekämpft hat: den Ruhm, die Liebe, das Schwert. Doch für ein glückliches Ende muss eine Voraussetzung gegeben sein: Der Held nutzt den Wendepunkt der Geschichte, um sich weiterzuentwickeln. Er muss sich selbst und das bisherige Handeln reflektieren. Seine bisherige Vorgehensweise ändern. Dazu gehört vor allem, sich Schwächen einzugestehen und die eigenen Grenzen zu erkennen. Denn diese Selbsterkenntnis ist echte Stärke und macht letztlich einen wahren Helden aus – egal ob in Filmen, Büchern oder im Berufsleben.
Der Wendepunkt in der Arbeit liegt meist in der mentalen und körperlichen Erschöpfung.
Denn Burnout fordert eine Lösung. Nur wenn der Körper streikt, lassen wir uns davon abhalten, in der gleichen Weise weiter zu machen.
Erschöpfung ist ein Hinweis, ein Zeichen, eine Wende. Und lass dich nicht täuschen dabei. Denn unsere Körper sind robust und kippen nicht so einfach aus der Balance, weil wir mal Monate durch schuften. Ignorieren wir allerdings über Jahre die Warnsignale des Körpers, wird es ein Spiel auf Zeit.
Selbst Menschen, die bereits in einer Reha waren, rasen oft in gleicher Geschwindigkeit wieder los. Vorsätze und Gelerntes werden schnell vergessen – es war nur Mittel zum Zweck, um dann auf die gleiche Weise weiter zu machen. Wir brauchen also Erinnerungen, damit wir auch bei der Stange bleiben.
So kann dein persönlicher Wendepunkt sein
Du möchtest deine Geschichte neu schreiben, inklusive Happy End?
Wieder eine gesunde Beziehung zu dir selbst aufbauen – ohne überzogene Erwartungen?
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Ich weiß, du magst es nicht hören, doch es gibt keine schnellen Tipps zur Prävention von Burnout.
Meine Klientin drückte es so aus:
„Ich war/bin mir bereits in vielem bewusst gewesen, aber wie das Lehrblatt sagt, hilft reden nicht immer, sondern die Taten zählen.… sinnvoll noch einmal einen kurzen Schritt zurück gemacht zu haben und den Drückerberger/Vermeider in mir klar zu identifizieren und zu benennen. Ich habe erkannt, wie es alles ineinander einspielt und die Übungen, breit gefächert, ihren Mehrwert mit sich bringen.“
Wenn du aber gerne einen schnellen Tipp gegen Burnout haben möchtest, dann nimm diesen hier: „Gehe täglich spazieren und betrachte deine Welt“.
Weitere Ideen, die nur 3- Minuten kosten und spürbar gut tun, findest du in diesem Download:
Wenn ich dich nur ein klein wenig überzeugen konnte, dass Erschöpfung einiges mit dir selbst zu tun hat, sind wir schon ein großes Kapitel deiner Geschichte voran gekommen. Der Blick auf deine Werte und Einstellungen, deine Sichtweisen und Gewohnheiten, all das, was wir so ungeprüft übernommen haben. Dann hast du einen enormen Vorteil: Du kannst etwas ändern!
Ich wünsche dir ein paar stressfreie Minuten heute, ob du Mutter, Manager oder Marketing Creator bist!
Deine Bea